Die bisher drei lizenzierten Importeure von Medizinal-Cannabis, bekommen weitere Konkurrenz: Zwei weitere, von Produzenten unabhängige, Importeure wurden zugelassen, ob mit deren Hilfe der Bedarf deutscher Patienten gedeckt ist bleibt abzuwarten. Es könnte jedoch lohnenswert sein, Apotheker die von Lieferengpässen geplagt sind, auf die neuen Alternativen aufmerksam zu machen.
Mit dem Anbau und Vertrieb von deutschem Medizinal-Cannabis ist nicht vor 2019 zu rechnen. Deutsche Cannabispatienten sind weiterhin auf Importe aus dem Ausland angewiesen. In der Vergangenheit – so wie auch aktuell – führt das zu Versorgungsengpässen. Die zuständige Behörde hat, in der Hoffnung Lieferengpässe zu vermeiden, weiteren Firmen Lizenzen zum Import von Cannabisarzneien erteilt.
Die zu importierenden Blüten werden aus den Niederlanden, von der Firma Bedrocan, oder von verschiedenen kanadischen Anbietern produziert. Die fünf lizenzierten Importeure liefern diese nach Deutschland, daran wird sich auch in naher Zukunft nichts ändern.
Lieferengpässe werden in naher Zukunft bestehen bleiben
Cannmedical und ACA Müller ADAG Pharma GmbH, die zwei neuen Importeure haben jeweils eine Lizenz für den Import von niederländischen Medizinal-Cannabis. Inwieweit weitere Importeure Lieferengpässe in Deutschland vermeiden können, ohne andere Exportquellen zu finden, bleibt abzuwarten:
Der Verkauf von niederländischen Cannabisblüten wird von einer staatlichen Agentur geregelt. Um die Versorgung einheimischer Cannabispatienten in den Niederlanden zu gewährleisten, reguliert die Behörde die für die Ausfuhr bestimmte Menge sehr strikt.
In Kanada kaufen die Importeure die Arzneien zwar nicht von einer staatlichen Behörde, jedoch ist die Situation auch hier nicht viel besser. In Anbetracht der vollständigen Freigabe von Cannabis im Hochsommer 2018, produzieren viele Anbaufirmen für den heimischen Markt vor. Die zum Export verkaufte Menge fällt dementsprechend klein und teuer aus.
Die alten Lieferanten können keine neuen Märkte erschließen
Die bisherigen Lieferanten Pedanios und Spektrum Cannabis wurden beide von kanadischen Produzenten aufgekauft und importieren exklusiv deren Ware. Medizinal-Cannabis aus Holland kann nur über die staatliche Cannabisagentur, die dieses von Bedrocan, dem alleinigen Produzenten von Cannabisarzneien aufkauft, weitergegeben werden. Die bisherigen Importeure sind durch ihre jeweilige Unternehmensstruktur an bestimmte Produzenten von Medizinal-Cannabis gebunden. Andere Länder, zum Beispiel Israel oder Australien besitzen die nötigen staatlichen Strukturen für den internationalen Handel von Cannabis, werden aber von den bisherigen Händlern nicht als Produktionsstätte berücksichtigt.
Unabhängige Importeure versprechen Abhilfe
Cannamedical aus Köln und ACA Müller ADAG Pharma GmbH aus Hilzingen, sind im Gegensatz zu den bisherigen Lieferanten, nicht an bestimmte Produzenten oder nationalmonopole Märkte gebunden. Diese Ungebundenheit ermöglicht den Firmen Cannabis von jedem erdenklichem Produzenten, aus jedem erdenklichem Land, nach der nötigen behördlichen Lizenzierung, nach Deutschland zu importieren. In Anbetracht des rapide steigenden Bedarfs für Cannabisarzneien in Deutschland ist der Import nicht nur eine lukrative Einnahmequelle, sondern auch eine Notwendigkeit um Schwerkranke mit der von ihnen benötigten Medizin zu versorgen.
Keine zeitnahe Lösung in Aussicht
Jedoch, wie aus der Vergangenheit bereits bekannt, können sich behördliche Verfahren zur Lizenzierung über Monate oder sogar Jahre hinziehen. Auch ist bisher völlig unbekannt ob die neuen Importeure sich um Lizenzen für den Import aus anderen Ländern bemühen.
Man kann damit rechnen, dass das BfarM bzw. die Cannabisagentur weitere Importlizenzen vergeben wird, in der Hoffnung die Versorgung deutscher Patienten zu decken. Mehr Konkurrenz sorgt für mehr Wettbewerb und wird dabei helfen neue Märkte für den Import zu finden- So die Denkweise hinter der neuen Strategie.
Jedoch bleibt abzuwarten wann beziehungsweise ob überhaupt jemals der Bedarf an Medizinal-Cannabis, über den Import gedeckt werden kann. Auch der geplante heimische Anbau kann nach Hochrechnungen keine ausreichende Menge an Cannabis für deutsche Patienten produzieren.
Eigenanbau würde viele Probleme lösen
Es gibt viele gute Gründe den Eigenanbau für Patienten zu erlauben. Der elementarste dieser Gründe ist der Zugang zu einer Therapie. Der Import denkt nicht die benötigten Mengen, viele Patienten haben keine Bezugsquelle für ihre Medizin. Der geregelte Eigenanbau durch Patienten stellt die einzige Möglichkeit dar, Lieferengpässe zu vermeiden.