Wir leben in Zeiten eines exponenziellen Wissenswachstums. Ein möglicher, sicherlich nicht der beste oder härteste Indikator ist die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen. Trotz aller Probleme im Wissenschaftsbetrieb, in der Ökonomie der Journals, Fehlanreize und Impact-Factor-Fetischismus, mangelnder Reproduzierbarkeit und Skandale, unsere Wissen wächst und dies immer schneller. Ermöglicht wird dies durch eine neue Stufe der globalen Vernetzung, der Entwicklung vom Internet zu einem omnipräsenten Internet der Dinge sowie gewaltige Rechenleistungen für wenig Geld on Demand. Diese Faktoren kulminiert mit gewaltigen Synergieeffekten in Smartphones als universelle Echtzeit Rechen-, Kommunikations- und Sensormaschinen (von vielen mit „künstlicher Intelligenz“ verwechselt oder als solche vermarktet). Dazu kommen immer bessere Methoden und dem allgemeine technische Fortschritt – alleine schon in der Analytik, also der Fähigkeit Ergebnisse messen zu können.
Gerade in den angewandten Wissenschaften wie der Medizin kann man sehen welcher Aufwand darin steckt aus einem Ansatz eine Therapie zu entwickeln. Der Weg von den Erkenntnisse aus dem Labor über erste experimentelle Therapieansätze bis hin zur Prüfung in klinische Studien ist weit. Das Ziel ist es am Ende eine Zulassung zu erhalten und alles dies geschieht während auf der eine Seite Patienten bis dahin ohne Therapie sind und im Zweifelsfall versterben und auf der anderen Seite diverse fachfremde, kapitalistische und politische Faktoren den Rahmen vorgeben in denen Wissenschaft und Medizin betrieben werden kann.
Pubmed: In 10 Jahren soviele neue Artikel wie in der gesamten Zeit davor
In den letzten 10 Jahren erschienen soviele Artikel auf pubmed zum Stichwort Cannabinoid wie in der gesamten Zeit zuvor. Pubmed listet insgesamt 25388 Treffer. Von 2010 bis heute erschienen 12776 Artikel, was etwas mehr als 50% sind. Für das Jahr 2019 lässt sich hochrechnen dass dieses Jahr etwa 1900 neue Artikel erscheinen werden. Das sind mehr als im Jahr 2006 und 2007 zusammen erschienen sind. Stellen wir uns ein Mediziner vor der seine Facharztausbildung heute frisch abgeschlossen hat. Als dieser mit seinem Studium begonnen hat, war die diese Hälfte des Wissens noch nicht vorhanden.
Die Wiedereinführung von Cannabis in die Medizin ist ebenfalls noch ein frisches Phänomen. Hier noch zwei Jahreszahlen zur Verdeutlichung: Die Firma Bedrocan liefert seit 2004 erst legale Medizinalcannabisblüten. Im Jahr 2007 erteilte das BfArM die erste Ausnahmerlaubis für den Erwerbung von Cannabisblüten.
Ein weiteres Beispiel: Seit den zentralen Veröffentlichungen zur CRISPR/Cas-Methode im Jahr 2012 hat sich diese Methode innerhalb von wenigen Jahren zu einer „verhältnismäßig einfachen, preiswerten, leicht verfügbaren, punktgenauen und effizienten Technik.“ entwickelt. Hobbybiologen, die sich für Bill Gates halten praktizieren inzwischen in ihrer eigenen Garage DIY Biologie.