Ist die Wirksamkeit von Cannabidiol bei Schmerzen, Entzündungen und Depressionen nachgewiesen?

Die Frage im Original: Wir stellen uns gerade die Frage, inwieweit die Wirksamkeit von Cannabidiol bei Schmerzen, Entzündungen und Depressionen nachgewiesen ist.
(Hier in der Schweiz sind solche Produkte mit etwa 15% CBD und unter 1% THC zugelassen und man bekommt sie in diversen Shops…)

Antwort: Unter dieser Frage kamen auf Facebook mehrere Antworten und weitere Fragen, ich beschränke mich mal alleine auf die ursprüngliche Frage. Erst einmal nur kurz, weil ich weiter muss:

Schmerzen – Hier spielt eher THC als CBD bei der Wirkung eine Rolle, CBD kann aber hilfreich sein, vgl. hier.

Depressionen – Auch hier spricht die Studienlage eher für THC, CBD wirkt aber bei Angst- und Schlafstörungen sowie anti-psychotisch – das kann sicherlich für einige Menschen mit Depressionen interessant sein.

Entzüngen – Ja, verdammt. Hier ist CBD genau das richtige Mittel.

Die wichtigsten Indikationen für CBD: Epilepsie, Angst, chronisch-entzündliche Erkrankungen (Arthritis, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn oder Asthma) Weiterlesen

Hungerstreik & offener Brief wegen verfehlter Cannabisgesetzgebung

Dr. Knud Gastmeier, Schmerzmediziner aus Potsdam, solidarisiert sich mit dem hungernden Kollegen und hat am 13. Mai einen offenen Brief an Gesundheitsminister Hermann Gröhe und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke verfasst. Zur besseren Lesbarkeit habe ich einige Zwischenüberschriften eingefügt.

Offener Brief an Politik und Öffentlichkeit in Brandenburg und Deutschland

Hungerstreik, wegen verfehlter Cannabisgesetzgebung

Sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Gröhe,
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Woitke,
Sehr geehrte Damen und Herren,

der Ihnen möglicherweise bekannte Vorsitzende des Arbeitskreises Cannabis in der Medizin e. V. Dr. Franjo Grothenherm sieht sich, wegen der durch die im neue Cannabisgesetz nicht vorhergesehenen Auswirkungen für bisherige Cannabispatienten und deren Ärztinnen und Ärzte veranlasst, in einen Hungerwarnstreik zu treten. Weiterlesen

Bei welchen Erkrankungen hilft eher THC als CBD?

Bei einzelnen Diagnosen gibt es Erkenntnisse dass eher das Cannabinoid Tetrahydrocannabinol (THC) als das Cannabidiol (CBD) wirksam ist. Die folgende Liste ist als Empfehlung zu verstehen. Im Einzelfall, bei bestimmten Formen und Ausprägungen der Erkrankung, der Symptome sowie von Begleiterkrankungen kann es auch umgekehrt sein.

Ein gewisser CBD-Anteil kann auch ohne direkte therapeutische Wirksamkeit sinnvoll sein um die Nebenwirkungen zu mindern. Im Allgemeinem schadet zusätzliches CBD bei der Therapie nicht. Eine Sonderrolle nimmt die Appetitlosigkeit ein. Hier hemmt CBD die appetitanregende Wirkung des THC.

Cannabis-Medikamente mit einem hohen THC-Anteil sind empfehlenswert bei:

  • Schmerzen, insbesondere in Kombination mit Opiaten
  • Glaukom
  • Appetitlosigkeit
  • Depressionen
  • Schlafstörungen

Ein Patient mit Cluster-Kopfschmerzen beichtete mir dass bei ihm explizit nur Cannabis vom Typ „THC↓“ (sog. „Indica“) mit einer beruhenden Wirkung bei seinen Erkrankung hilft.

Welche unterschiedlichen Typen Cannabis gibt es?

Die heute verfügbaren Sorten lassen sich in 5 unterschiedliche Cannabis-Typen klassifizieren. Diese Klassifikation inklusive der Bezeichnungen ist ein Vorschlag. Sie soll helfen die vorliegenden Informationen für Menschen ohne Vorwissen auf den relevanten Teil einzudampfen.

Mehr zum Thema unterschiedliche mögliche Einteilungen von Cannabis gibt es im Übersichtsartikel: Klassifikation von medizinischen Cannabisblüten

TYPEN THC↑, THC↓ und THC↔

3 Typen zeichnet sich durch einen mittleren bis hohen THC-Gehalt und quasi kein CBD aus. Die typische Nebenwirkung dieser Sorte ist der psychotrope Effekt, also das klassische „High“. Ihre Stärke richtet sich nach ihrem THC-Gehalt. Weiterlesen

Klassifikation von medizinischen Cannabisblüten

Wirkung je nach Sorte

Es gibt unzählige unterschiedliche Cannabissorten. Jede eigenständige Sorte hat eine spezielle Zusammensetzung der Inhaltsstoffe. Dazu zählen die beiden Hauptwirkstoffe THC und CBD, aber auch zahlreiche weitere Cannabinoide sowie verschiedene Terpene. Die gängigen Bezeichnungen Indica und Sativa stehen – in erster Näherung – für zwei Punkte oder Pole im Koordinatensystem der Wirkstoffprofile. Zahlreiche Sorten lassen sich relativ gut anhand ihrer Indica und Sativa Anteile charakterisieren. Andere Sorten fallen jedoch auch völlig aus diesem Schema raus.

Zahlreiche Ursachen für Unterschiede

Außerdem hängt die konkrete Zusammensetzung von den Wachstums- und Erntebedingungen. Die Firma Bedrocan erntet alle Pflanze eines Batches zum gleichen Zeitpunkt. Würde eine Pflanze ein Tag oder eine Stunde später geerntet wäre dies in deren Analysen als Abweichung erkennbar. Strenggenommen bringt auch jeder einzelne Samen eine eigene Sorte hervor, die sich leicht von der Mutterpflanze unterscheidet. Diesen Effekt kann man durch Stecklinge minieren.

Stichwörter für jeden der mehr dazu suchen möchte: Genotyp – Phänotyp – Chemotyp

Messbar heißt nicht automatisch relevant

Nicht jeder Inhaltsstoff oder jede Schwankung macht aber für den Patienten einen Unterschied. Zahlreiche Sorten ähneln einander bzw. sind innerhalb der Schwankungsbreiten nicht unterscheidbar. Viele Wirkstoffe kommen meist nur in Spuren bzw. in Konzentrationen weit unter der Wirkdosis vor. Auf der anderen Seite wechselwirken Cannabinoide und Terpene miteinander und daher könnten auch geringe Dosen eines Stoffes zu einer spürbaren Wirkung führen.

Erster Ansatz: Was auf der Dose ausgezeichnet ist

In erster Näherung reichen in der Praxis für viele Patienten die THC und CBD Angaben auf den Dosen sowie das Wissen dass sich die Sorten über diese Werte hinaus unterscheiden aus. Danach kann im Einzelfall mit Try-and-Error die beste Sorte gefunden werden.

Klassifikationen um komplexe Informationen zu vereinfachen

Für alles was darüber geht müssen die zahlreichen vorliegenden Informationen über die verfügbaren Sorten stark vereinfacht werden. Dazu habe ich mir zwei Schemata überlegt:

Ein Text zum zweiten Schema folgt noch.

Auf welchem Niveau reden wir?

Das Level auf dem man über Cannabis insgesamt reden kann lässt sich in 5 Stufen einteilen:

  • Stufe 1: Was auf der Dose ausgezeichnet ist, THC und CBD, unterschiedliche Sorten
  • Stufe 2: Indica, Sativa, (illegale) Sorten
  • Stufe 3: Die 5 Typen
  • Stufe 4: THC, CBD und die wichtigsten Terpene (und Cannabinoide?) – Qualitativ
  • Stufe 5: THC, CBD und die wichtigsten Terpene (und Cannabinoide?) – Quantitativ
  • Stufe 6: Detaillierte Wirkstoffprofile