Über die Chemie von Cannabinoiden und Terpenen

Jeder der sich näher mit Cannabis beschäftigt stößt bald auf die Stoffgruppe der Terpene. Die Wirkung von Cannabis wird von den Cannabinoiden, allen voran THC und CBD bestimmt, aber durch Terpene mitunter stark moduliert. Die Unterschiede zwischen dem was als Sativa-Eigenschaft von Cannabis und dem was als Indica-Eigenschaft bezeichnet wird, geht vermutlich stark auf unterschiedliche Terpen-Profile und vor allem nicht auf den THC und CBD-Gehalt der Sorten zurück.

Ich bin bei Infographiken wie dieser von Leafly, Terpene-Übersichten oder detaillierten Strain-Profilen immer skeptisch. Die Informationen über die einzelnen Terpene und ihre nachgewiesenen Wirkungen mögen durchaus korrekt sein. Das bloße Vorkommen eines Terpens in Cannabis lässt aber noch keine Aussage über die medizinische Wirkung bei bestimmten Indikationen zu.

Siehe auch: Klassifikation von medizinischen Cannabisblüten.

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Positionen von Experten, Fachgesellschaften und Patientengruppen

Leider gibt es für den Einsatz von Cannabis als Medizin – insbesondere bei bestimmten Diagnosen – bisher kaum öffentliche Unterstützung von Experten, Fachgesellschaften und Patientengruppen. Dies gilt sowohl für Deutschland aber auch z.B. für die USA – wo Cannabis als auf Bundesebene leider weiterhin illegal ist.

Die größte Offenheit gibt es in den Bereichen Schmerzen, Multiple Sklerose, Tourette sowie Epilepsie. Bei vielen anderen Diagnosen und den dazugehörigen Organisationen wie z.B. ADHS ist Cannabis und seine Vorteile durchaus bekannt. Aufgrund der mangelhaften Evidenz (im üblichen-beschränkten Sinne) fällt es jedoch schwer öffentlich oder auch mitglieder-intern sich positiv für Cannabis auszusprechen.

Eine der wenigen Ausnahme ist der Bundesverband AUGE e.V. der sich sehr klar zum Thema Cannabis & Glaukom geäußert hat.

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Cannabis bei Glaukom (Grüner Star): „Medizinisch sinnvoll“

Die Selbsthilfeorganisation Bundesverband AUGE e.V. hat sich als eine von sehr wenigen Organisationen in Deutschland sehr deutlich für Cannabis als Medizin ausgesprochen. Hier drei Zitate aus dem unten verlinkten Interview und dem Offene Brief.

„Der Bundesverband AUGE e.V., eine Patientenorganisation, fordert von der Bundesregierung die unbürokratische Freigabe von Cannabis zur ärztlichen Therapie von schwersehbehinderten Patienten mit Glaukom (Grüner Star), bei denen die Erblindung droht. Gleichzeitig fordern wir die Kostenerstattung für ärztlich verordnetes Cannabis durch die gesetzlichen Krankenkassen. Cannabis lindert nicht nur die Schmerzen, sondern kann auch den Augeninnendruck, einer der wesentlichen Risikofaktoren beim Glaukom, erheblich senken. Betroffen sind in Deutschland geschätzte 10.000 Patienten.“

„Wissenschaftliche Studien in den USA, Kanada und England belegen, dass Cannabis signifikant den Augeninnendruck senken kann, gerade dann, wenn alle anderen therapeutischen Maßnahmen versagen. Menschen, bei denen die Erblindung droht, nehmen gerne die Nebenwirkungen der schwach dosierten Cannabismedizin in Kauf. Für diese Patienten ist Cannabis der letzte Strohhalm.“

„Ich hab mich ja schon vor 25 Jahren mit Cannabis beschäftigt, weil ich damals eine Anfrage hatte, in der eine Firma wissen wollte, ob es Sinn macht, Cannabis zur Glaukom-Behandlung einzusetzen. Damals habe ich ein Gutachten geschrieben, und bin zu dem Schluss gekommen, medizinisch wäre es sinnvoll, weil es wirkt, aber ich glaubte nicht, dass die regulatorischen Probleme beherrscht werden können. Und das ist heute noch so.“

Das letzte Zitat stammt von Prof. Dr. Helmut Höh, Chefarzt der Klinik für Augenheilkunde am Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum in Neubrandenburg.

Quellen:

Ist die Wirksamkeit von Cannabidiol bei Schmerzen, Entzündungen und Depressionen nachgewiesen?

Die Frage im Original: Wir stellen uns gerade die Frage, inwieweit die Wirksamkeit von Cannabidiol bei Schmerzen, Entzündungen und Depressionen nachgewiesen ist.
(Hier in der Schweiz sind solche Produkte mit etwa 15% CBD und unter 1% THC zugelassen und man bekommt sie in diversen Shops…)

Antwort: Unter dieser Frage kamen auf Facebook mehrere Antworten und weitere Fragen, ich beschränke mich mal alleine auf die ursprüngliche Frage. Erst einmal nur kurz, weil ich weiter muss:

Schmerzen – Hier spielt eher THC als CBD bei der Wirkung eine Rolle, CBD kann aber hilfreich sein, vgl. hier.

Depressionen – Auch hier spricht die Studienlage eher für THC, CBD wirkt aber bei Angst- und Schlafstörungen sowie anti-psychotisch – das kann sicherlich für einige Menschen mit Depressionen interessant sein.

Entzüngen – Ja, verdammt. Hier ist CBD genau das richtige Mittel.

Die wichtigsten Indikationen für CBD: Epilepsie, Angst, chronisch-entzündliche Erkrankungen (Arthritis, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn oder Asthma) Weiterlesen

Hungerstreik & offener Brief wegen verfehlter Cannabisgesetzgebung

Dr. Knud Gastmeier, Schmerzmediziner aus Potsdam, solidarisiert sich mit dem hungernden Kollegen und hat am 13. Mai einen offenen Brief an Gesundheitsminister Hermann Gröhe und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke verfasst. Zur besseren Lesbarkeit habe ich einige Zwischenüberschriften eingefügt.

Offener Brief an Politik und Öffentlichkeit in Brandenburg und Deutschland

Hungerstreik, wegen verfehlter Cannabisgesetzgebung

Sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Gröhe,
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Woitke,
Sehr geehrte Damen und Herren,

der Ihnen möglicherweise bekannte Vorsitzende des Arbeitskreises Cannabis in der Medizin e. V. Dr. Franjo Grothenherm sieht sich, wegen der durch die im neue Cannabisgesetz nicht vorhergesehenen Auswirkungen für bisherige Cannabispatienten und deren Ärztinnen und Ärzte veranlasst, in einen Hungerwarnstreik zu treten. Weiterlesen