Ausfüllhilfe: MDK-Fragebogen

Der Fragebogen des MDK, amtliche Bezeichnung „Ärztliche Bescheinigung gemäß §31 Absatz 6 SGB V“ ist für viele Patienten und Ärzte ein ernstzunehmendes Hindernis. Dieser Artikel soll die wichtigsten Fragen und Antworten klären und beim Ausfüllen helfen.

Die Reihenfolge der Fragen und Antworten entspricht der auf meinem Fragebogen, es ist nicht auszuschließen dass die Reihenfolge auf deren Bögen eine andere ist, Fragen etwas anders formuliert sind oder der eine oder andere Punkt mehr oder weniger auftaucht. Ich freue mich über Feedback zur Praxistauglichkeit der Anleitung, Hinweise auf Abweichungen oder Änderungen sowie darüber welche Formulierungen bei euch und eurer Diagnose erfolgreich oder nicht erfolgreich waren. Insbesondere gilt es eine Liste der gängigen Medikamente zu erstellen, die vor einer Einstufung als „austherapiert“ getestet werden mussten. Weiterlesen

Wissenswertes zum Thema „Klage gegen die Krankenkasse vor dem Sozialgericht“

Aus meiner persönlichen Erfahrung mit dem Jobcenter (ALG II), der Familienkasse (Kinderzuschlag) und Landesamt für Gesundheit und Soziales (Schwerbehindertenausweis) kann ich nur sagen: Von manch einem Amt braucht man keine ordentliche Prüfung oder korrekte Bescheide erwarten. Der Gang vor ein Sozialgericht ist das Mittel der Wahl um sich hier zur Wehr zu setzen. Für Entscheidungen der Krankenkassen beispielsweise bzgl. der Kostenübernahme von Cannabis-Medikamenten fallen ebenfalls unter die Zuständigkeit der Sozialgerichte.

Klagen vor dem Sozialgericht ist einfach

Ohne Anwalt oder Rechtsschutzversicherung denken viele Menschen garnicht erst an die Möglichkeit einer Klage. Dabei ist der Gang vor das Sozialgericht, insbesondere erstmal in die ersten Instanz, simple.

Die Verfahren sind in aller Regel gerichtskostenfrei.

Für einen Anwalt kann Prozesskostenhilfe beantragt werden, aber was noch viel besser ist: Man braucht beim Sozialgericht keinen Anwalt. Er ist formal nicht notwendig und auch praktisch ist das Sozialrecht darauf ausgelegt auf den Anwalt leicht verzichten zu können.

Die Klage

Für eine Klage reicht einfaches Schreiben indem man erklärt wer man ist, wer der Beklagte ist, welches Problem vorliegt und was man möchte. Dieses Schriftstück reicht man in zweifacher Auflage beim Gericht ein. Relevante Bescheide, Gutachten etc. sollte man beifügen um dem Gericht die Arbeit zu erleichtern und schneller ein Urteil erhalten zu können.

Rechtliche Ausführungen, die Nennung von Paragraphen, Urteilen und Kommentaren zur Rechtslagen sind nicht notwendig. Bezieht man sich konkret auf bestimmte Regelungen sollte man diese nennen, z.B. beim Thema Cannabis und Kostenerstattung SGB V – §31 Abs. 6 und § 13 Falls Urteile in vergleichbaren Fällen bekannt sind kann es hilfreich sein diese zu erwähnen.

Im Netz finden sich zahlreiche Vorlagen für die gängigsten Anliegen vor dem Sozialgericht. Ich werde in diesem Blog in Zukunft Urteile und Musterschreiben veröffentlichen.

Anwälte

Der national wohl bekannteste Anwalt in Sachen Cannabis & Patientenrechte ist Dr. Tolmein von der Kanzlei Menschen und Rechte. In Berlin wurde mir Volker Gerloff empfohlen, bei dem ich bald selbst anrufen werde.

Quelle: Häufige Fragen – Sozialgericht Berlin

Tilray beginnt Vertrieb in Chile

Die kanadische Firma Tilray vertreibt jetzt seine Produkte T100 und TC100 in Chile. In einem Pilotprojekt wird das Schmerzmittel in zwei Apotheken in Santiago vertrieben. Chile ist damit laut AP das erste Land in Lateinamerika indem Cannabis-basierte Medikamente über Apotheken vertrieben wird. Informationen über die beiden Produkte konnte ich bisher nicht finden.

Bei welchen Diagnosen gibt es bisher Kostenzusagen?

Hier eine Liste mit Zusagen der Krankenkassen von denen ich erfahren habe. Wer mir sein Erfolg für die Liste mitteilen möchte, einfach mal an max @ bessercannabis . de

  • chronische Rückenschmerzen seit 30 Jahren und befristet bis 30.04.2018 – Quelle
  • Clusterkopfschmerzen, befristet bis Herbst
  • ADHS und Reizdarm durch Ritalin, bis Herbst – Quelle

Kann bei ADHS Cannabis verschrieben werden und wird es von der Krankenkasse übernommen?

Frage: „Hi Maximilian, ich habe ADHS. Wie sieht es da aus wegen Cannabis? Kann mir der Arzt das verschreiben bzw. kann mir das bezahlt werden ?!“

Antwort: Ich werde die Frage mal zerlegen um genaue Antworten zu jedem Aspekt geben zu können.

Darf Cannabis nur bei bestimmten Erkrankungen wie z.B. Schmerzen verschrieben werden?

Nein, es gibt keine Positivliste mit Diagnosen, bei denen der Einsatz von Cannabis explizit erlaubt sind. Hier gilt der Grundsatz: Cannabis ist ein normales Medikament wie andere auch.

Anders herum gefragt: Für welche Indikationen sind Cannabisblüten zugelassen?

Für keine. Abgesehen von Sativex und Canemes bei jeweils einer Indikation gibt es aktuell keine Zulassungen von Cannabismedikamenten in Deutschland. Damit ist jeder Einsatz von Sativex und Canemes „Off Label“ (Über die Zulassung hinausgehend) und der Einsatz aller anderen Medikamente sogar „No Label“ (Weil keine Zulassung besteht). Der „Off Label“ Einsatz von Medikamenten ist bei einigen Fachärzten und Erkrankungen sogar die Regel. Hier wurde das Medikament immerhin für die Zulassung bzgl. Risiken und Nebenwirkungen untersucht. Der „No Label“ Einsatz eines Medikamentes das weder in Deutschland noch ggf. sonst wo auf der Welt eine Zulassung hat ist noch etwas heikler.

Zum Weiterlesen: Behandlung mit Medikamenten ohne und außerhalb der Zulassung – Was ist erlaubt?

Es liegt in der Verantwortung des Arztes einen individuellen Heilversuch durchzuführen oder eben auch nicht, wenn er den Einsatz nicht mit gutem Gewissen befürworten kann.

Wird Cannabis zur Behandlung von ADHS in Deutschland praktisch eingesetzt?

Ja, ADHS ist sogar eine der häufigsten Diagnosen unter den Inhabern einer Erlaubnis zum Erwerb von Cannabisblüten aus der Apotheke.

Darf ein Arzt Cannabisblüten „ohne weiteres“ auf Privatrezept verschreiben?

Hier die Antwort in einem anderen Artikel.

Wie gut sind die Chancen bei ADHS Cannabis verschrieben zu bekommen?

Da es praktisch keine Forschung dazu gibt und Psychiater meiner Erfahrung nach überdurchschnittlich skeptisch bei Cannabis als Medizin sind wird es nicht einfach. Eine Spezialistin für das Thema ist Frau Dr. Eva Milz, leider hat sie aus gesundheitlichen Gründen ihre Praxis dauerhaft schließen müssen.

Wie sieht es mit der Übername der Kosten durch die Krankenkasse aus?

Das kann man noch nicht sagen. Es  ist sicherlich nicht die einfachste Diagnose, aber aktuell liegen noch zu wenige Informationen vor welche Indikationen bei welchen Kassen wie erfolgreich sind. Ich persönlich habe eine Ablehnung erhalten, das hat mich wenig überrascht. Wie es nach dem Widerspruch und einer Klage vor dem Sozialgericht aussehen wird, wage ich nicht vorherzusagen. Es gibt andere ADHS Patienten mit Absagen aber auch mit Zusagen.

Wie es bei mir und den anderen Patienten weitergeht und wie man am Besten vorgehen sollte, genau dazu gibt es diesen Blog.